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Sieben erfolgreiche Modellprojekte für Schulbegleitungen in Ostholstein vorgestellt - Neue Schulbegleitungen stärken die Qualität an Schulen

Autor/in: Die Pressesprecherin
Quelle: Kreis Ostholstein

Eutin. Der Kreis Ostholstein plant für Kinder und Jugendliche, die eine Schulbegleitung benötigen, künftig einen Systemwechsel an den Schulen in Ostholstein. Kernpunkt dieser Umstellung wird ein übergreifendes, infrastrukturelles Angebot von Begleitungen an den Schulen sein, anstelle der bisherigen reinen Bewilligung von Schulbegleitungen für einzelne Kinder. Hierzu startete der Kreis im Jahr 2020 zusammen mit sieben Schulen in Ostholstein Modellprojekte, deren Ergebnisse wissenschaftlich ausgewertet wurden.

Die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Evaluation wurden am 05.10.2023 im Rahmen der Fachveranstaltung „Qualitätsentwicklung in der schulischen Eingliederungshilfe in OH" im Bayside Hotel in Scharbeutz vorgestellt. 130 Personen aus fast allen Schulen in Ostholstein, Vertreterinnen und Vertreter von Trägern der Jugend- und Eingliederungshilfe, der Elternschaft und des Bildungsministeriums sind der Einladung des Kreises Ostholstein und der Schulaufsicht gefolgt.

Simone Tackenberg, Leiterin des Fachbereiches Soziales, Jugend, Bildung und Sport des Kreises Ostholstein begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: „Ich bedanke mich sehr herzlich bei den Modellschulen, den Trägern, unserer Steuerungsgruppe sowie den vielen weiteren Beteiligten für die gute Umsetzung der neuen Struktur und freue mich über das große, kreisweite Interesse an diesem Modellprojekt. Dies lässt erkennen, dass wir eine zukunftsträchtige und vorteilhafte Idee auf den Weg gebracht haben“.

Angelika Wohlert, Leiterin des Fachdienstes Soziale Dienste der Jugendhilfe, und Jugendhilfeplanerin Martina Kolbaum erläuterten die Grundgedanken des geplanten Systemwechsels, des sog. „Poolings“. Ergänzt wurden diese Ausführungen von Mitgliedern der Steuerungsgruppe, u.a. Dr. Lydia Hübner und Jörg Schmidt, jeweils Fachgebietsleitungen im Fachdienst Gesundheit, Schulrat Thomas Panten sowie Cathleen Lübker, Leiterin des Fachdienstes Individualleistungen der Jugend- und Eingliederungshilfe.

Was ist neu am „Pooling“?

Im bisherigen Verfahren wurde für jedes einzelne Kind eine eigene Schulbegleitung beauftragt, sodass an einigen Schulen mehrere Schulbegleitungen teils verschiedener Träger tätig waren, ohne dass sich diese untereinander austauschen, unterstützen oder ergänzen konnten.

Durch das „Pooling“ wird pro Schulstandort nur noch ein Träger der Jugend- und Eingliederungshilfe mit der Hilfe und Unterstützung von Kindern mit Beeinträchtigungen beauftragt.

Ein multiprofessionelles Gremium bestehend aus dem Lehrkörper, der Schulsozialarbeit, der öffentlichen und freien Jugend- und Eingliederungshilfe und der Sonderpädagogik stimmen innerhalb der Schule zukünftig gemeinsam den Einsatz der Schulbegleitungen im Rahmen eines bereitgestellten Budgets ab. Schulbegleitungen unterstützen dadurch nicht mehr nur einzelne Kinder mit Beeinträchtigungen, sondern wirken auch in einzelnen Klassen und klassenübergreifend, sodass auch Mitschülerinnen und Mitschüler unterstützt werden können. Auch die Bildung von Kleingruppen und die Durchführung von fallunabhängigen Angeboten werden angestrebt.

Modellprojekt an sieben Schulen in Ostholstein durchgeführt

Das Modellprojekt wurde in den Schuljahren 2020 bis 2023 an insgesamt sieben Schulstandorten getestet. Beteiligt waren alle Schulen auf Fehmarn sowie die Grundschulen in Neustadt i.H., Schönwalde a.B. und Cleverbrück in Bad Schwartau.

Für die Schulen auf Fehmarn setzte diesen Auftrag der Malteser Hilfsdienst als Träger um, der Kinder- und Jugendhilfeverbund Ostholstein-Plön wurde für die Grundschule Schönwalde a.B. beauftragt, für die Grundschule Neustadt i.H. erfüllte diese Aufgaben das „Mattiehaus“ Angela Metzler und für die Grundschule Cleverbrück die Lebenshilfe Ostholstein.

Evaluation des Modellprojektes zeigte die Vorteile auf

Das Deutsche Institut für Sozialwirtschaft (DISW) wurde vom Kreis Ostholstein beauftragt, eine umfassende Evaluation der Poolmodelle durchzuführen, bei der u.a. Eltern, Kinder, Lehrkräfte, Schulbegleitungen und Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen interviewt und nach ihren Erfahrungen mit dem Poolmodell befragt wurden.

„Sorgeberechtigte müssen im Poolmodell keine Anträge mehr stellen, sodass eine kurzfristige Unterstützung der Kinder ohne Zeitverluste möglich wurde. Durch den Einsatz von nur noch einem Träger an einem Schulstandort konnten die Schulbegleitungen effizienter eingesetzt werden, sich gegenseitig unterstützen und vertreten“ zeigte Prof. Andreas Langer vom DISW bei der Veranstaltung die festgestellten Vorteile des Poolings an den Modellschulen auf. „Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung sind aber auch gute Informationen der Eltern über die Rolle und Tätigkeit der Schulbegleitungen und deren Zugehörigkeit zum Schulteam.“

„Der Kreis Ostholstein vollzieht mit dem Pooling an den Schulstandorten einen Systemwechsel, von der reinen Einzelfallbewilligung einzelner Kinder hin zu einem infrastrukturellen Angebot“, ergänzte Angelika Wohlert abschließend. „Die vorgestellten Forschungsergebnisse ermutigen dazu, diesen Systemwechsel auch auf andere Schulstandorte im Kreis Ostholstein zu übertragen. Der Kreis Ostholstein plant daher, das Konzept des Poolings schrittweise auf neue Schulstandorte zu übertragen, sodass bis zum Jahr 2027 eine kreisweite Implementierung stattgefunden haben soll.“ Schulrat Thomas Panten präsentierte hierzu einen möglichen Zeitplan für die Umsetzung an den übrigen Schulen. „Bereits jetzt signalisieren weitere Schulen sowie Jugend- und Eingliederungshilfeträger ihr Interesse an dem Pooling von Schulbegleitungen.“

„Die Jugendhilfe des Kreises Ostholstein und die Schulen im Kreis nehmen gemeinsam den Inklusionsauftrag für Kinder und Jugendliche wahr“, fasst Martina Kolbaum zusammen.