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Der Eutiner Wasserturm

Der Eutiner Wasserturm befindet sich nordwestlich der Altstadt auf einer natürlichen Geländeerhebung. Mit dem Bau des Wasserturmes nach den Plänen der Bremer Firma Carl Francke wurde 1908 begonnen; fertiggestellt wurde er 1909. Bei einer Terrainhöhe von 51 Meter über N.N. verfügt er über eine Gesamthöhe von 39,20 Metern. Der Wasserinhalt des Behälters beläuft sich auf 250.000 Liter, über 156 Stufen sind bis zu einer überwältigenden Aussicht über die holsteinische Landschaft zu überwinden. Der Eutiner Wasserturm war also von seiner Erbauung an als Wasserreservoir für die Stadt Eutin und als Aussichtsturm genutzt.

 

 
In einer Veröffentlichung über zeitgenössische Wassertürme von R. Slotta findet sich die folgende Beschreibung des Eutiner Wasserturmes:

Der Wasserturm gliedert sich in drei Teile: Den Sockel-, Ständer- und Behälterteil. Der achteckige Sockel verfügt über vier Spitzbogenfenster mit getreppten Laibungen und verputzten Innenflächen, die in lebhaftem farblichem Kontrast zum roten Ziegelmauerwerk stehen. Die Kanten des mit einem zweifachen, aus Findlingen gefügten Postament bestehenden Sockelsteils sind gequadert. Ein weites Portal mit davorliegender Treppe gewährt Zugang ins Innere. Dieser Turmteil wird mit einem profilierten Gesims abgeschlossen, das als hervortretendes Zierelement ein „Deutsches Band“ einschließt.
Der Ständerteil entwickelt sich über kreisrundem Grundriß und verjüngt sich bis zum Ansatz des Behälterteiles; den Übergang vom Sockel- zum Ständerteil vermittelt eine aus grünglasierten Ziegeln gebildete Abdeckung. Zunächst wurden dem Ständerwerk vier liegende Ovalfenster und vier gleichgebildete Blenden einbeschrieben; als weitere Durchbrüche bestehen im Ständerteil vier Spitzbogenfenster und darüber unterhalb des Behälterteiles sechs kleinere spitzbogige Öffnungen. Ein Rundfenster auf Konsolen mit Putzfeldern schließt den Ständerteil ab. Bemerkenswert erscheint bei der Anordnung der Fenster im Sockel- und Ständerteil, daß die Mauerbrüche immer gegeneinander versetzt angeordnet wurden: Damit erreichte der Ingenieur bzw. Architekt eine lebhafte Ausgestaltung des Turmbauwerks.....

Der Mauerzylinder des Behälters wird durch insgesamt zwölf spitzbogige Blenden gegliedert, von denen jede zweite mit einem spitzbogigen Fenster versehen ist. Den oberen Abschluß bildet eine zinnenbekrönte Attikazone, die mit Kleeblatt- und Spitzbogenblenden geschmückt wurde. Kleine Rechteckfenster schrieb man den Kleeblattblenden ein, deren Wandfelder wie die der doppelten Spitzbogenblenden hell verputzt wurden. Die obere Abdeckung der Attikazone besteht wieder aus grünglasierten Ziegeln. Hinter diesem Zinnkranz erhebt sich ein hoher Spitzhelm, der den hübschen Wasserturm abschließt.....

Denkmalschutz - Sanierung

Der Eutiner Wasserturm wurde 1985 unter Denkmalschutz gestellt.

Im Jahr 1992 war eine Gesamtsanierung des Wasserturmes aufgrund erheblicher baulicher Mängel unumgänglich. Anlass war eine starke Verwitterung der äußeren Fassade. Zudem war das Fugennetz in wesentlichen Teilen ausgewaschen, wodurch Regenwasser ins Mauerwerk eindringen konnte. Frosteinwirkung hatte darüber hinaus zu Abplatzungen von Mauersteinen und der Biberschwanzdeckung gesorgt. Die Eisenfenster waren stark korrodiert oder durch Rosteinwirkung bereits zerstört. Dacheindeckung de Helmspitze war schadhaft, der Aussichtsumgang in einem schlechten Gesamtzustand. Im Inneren wurden erhebliche Wasser- und Kondensatschäden insbesondere am Mauerwerk in Form von Algen- und Pilzbefall bereits sichtbar. An den Metallteilen, so z. B. am Hochbehälter sowie an der gesamten Treppenkonstruktion, waren bereits erhebliche Korrosionsschäden erkennbar.


Die aufgeführten Gebäudemängel wurden durch das Planungsbüro Saas & Partner in einem umfassenden Gebäudegutachten im Jahre 1992 ermittelt.

Angesichts der anfänglich geschätzten Sanierungskosten in Höhe von rund DM 700.000,00 gab es (aus heutiger Sicht unbegreiflich) in der Tat Stimmen, die einen Abbruch des Wasserturmes forderten.

Doch die Sanierung sollte schlussendlich doppelt so teuer werden.

Auf der Grundlage des Gebäudegutachtens wurde nach 1992 nach vollständiger Einrüstung des Gebäudes das Außenmauerwerk saniert und neu verfugt, die Aussichtsplattform wieder mit der ursprünglichen Zinnenumwehrung versehen und die Kupfereindeckung des Turmhelmes erneuert. Im Inneren wurde der Wasserbehälter sowie Zu- und Abläufe saniert und gegen Kondensatbildung verkleidet. Die kosten- und zeitintensive Turmsanierung erfolgte nicht zuletzt unter denkmalpflegerischer Zielsetzung, so dass viele ursprüngliche Baudetails wiederhergestellt werden konnten.

1997, nach knapp 5-jähriger Sanierung haben die Stadtwerke Eutin als Eigentümerin den Eutiner Wasserturm wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zur Wiedereröffnung des Eutiner Wasserturmes war von Seiten der Stadtwerke Eutin an ein künstlerisches Beiprogramm gedacht: Der Eutiner Kunstlehrer und -schaffende Jörg Kaminski hat zwei eigens für den Wasserturm geschaffenen Arbeiten präsentiert. Martin Karl-Wagner bot eine Klang-Rauminstallation, in der die verschiedenen klanglichen Erscheinungen von Wasser, vom Tropfen bis zum Meeresrauschen, zu einer eigenen künstlerischen Form verwoben waren.

Nutzung

Besonders erfreulich aus denkmalpflegerischer Sicht ist die Weiterverwendung des Wasserturmes in seiner ursprünglichen Funktion als Druckbehälter für die städtische Wasserversorung. Wozu kann ein Baudenkmal besser dienen als für seinen originären Zweck? Die zweite Originalnutzung als Aussichtsturm wurde ebenfalls beibehalten und erfreut sich in den Sommermonaten bei den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern unserer Region sehr großer Beliebheit.

Von der Denkmalpflege wurde vorgeschlagen, den nunmehr sanierten Wasserturm zukünftig auch für künstlerische Aktionen und Veranstaltungen zu nutzen. Uwe Kindler, der Leiter der Eutiner Stadtwerke war hiervon ebenfalls begeistert und setzte diesen Vorschlag derart um, dass bereits nach wenigen Jahren der Eutiner Wasserturm einen mittlerweile festen Platz in der örtlichen und überörtlichen Kunstszene genießt. dieses Baudenkmales.

Jedes Jahr in der Sommersaison von Mitte Mai bis Mitte September befindet sich im ganzen Turm eine Fotoausstellung: "Schleswig-Holsteins Wassertürme".