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Naturschutzprojekte im Kreis Ostholstein

Der Kreis unterstützt Naturschutzprojekte.

Neustadt/Hasselburg/Heiligenhafen

Landrat Reinhard Sager hat drei Naturschutzprojekte im Kreis Ostholstein besichtigt und sich mit den verantwortlichen Akteuren getroffen. Dabei zeigte er sich beeindruckt von dem hohem Engagement der unterschiedlichen Interessengruppen für ein gemeinsames Ziel: „Von den Ergebnissen profitieren der Tourismus, der Naturschutz, die Wasserwirtschaft und vor allem der Kreis und seine Einwohner. Und fast nebenbei dienen die Naturschutzmaßnahmen auch noch der Wirtschaftsförderung. Sei es direkt über die Auftragsvergaben in der Region als auch indirekt durch die Aufwertung der heimischen, schönen Kulturlandschaft.“

Zu den durch den Landrat besichtigten Maßnahmen gehörten die Renaturierungen der Saalbeeck bei Neustadt, der Kremper Au an der Hasselburger Mühle und die naturschutzfachliche Aufwertung der Eichholzniederung bei Heiligenhafen. Das Projekt Saalbeeck mit Gesamtkosten in Höhe von 18.000 Euro wurde vom Kreis Ostholstein mit 9.000 Euro gefördert. Die naturnahe Gestaltung der Kremper Au wird bei einer geplanten Bausumme von 140.000 Euro je zur Hälfte von Land und Kreis aus Ausgleichsgeldern finanziert. Für das Projekt zur Aufwertung der Eichholzniederung in Heiligenhafen hat der Kreis Ostholstein bereits vor drei Jahren der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein rund 120.000 Euro an Ausgleichsmitteln für den Ankauf von rund 10 Hektar Land bereitgestellt. Trotz der schwierigen finanziellen Situation habe der Kreis seine Verantwortung für die heimische Natur- und Kulturlandschaft in der Vergangenheit nicht aus den Augen verloren, erklärte Sager auf seiner Besichtigungstour. Dies werde auch in Zukunft so sein.

Renaturierung der Saalbeeck bei Neustadt in Holstein

Die Saalbeeck ist ein kleines Fließgewässer zwischen den Ortslagen Neustadt und Pelzerhaken. Sie mündet nach einer Fließstrecke von nur 2,3 Kilometer in die Ostsee. Im Bereich zwischen der Pelzerhakener Straße und der Ostsee ist die Saalbeeck in den 50er Jahren angestaut worden. Im Rückstaubereich bildete sich ein Stillgewässer mit einem Betonrohr als Überlauf und einem Sohlabsturz von etwa 1,70 Meter. Die Saalbeeck verlor dadurch weitgehend ihre Lebensraumfunktion als Fließgewässer.
Auf Anregung des ehemaligen Ortsbeauftragten für Naturschutz wurde dieser naturferne Zustand in den städtischen Gremien thematisiert. Bei einer gemeinsamen Ortsbesichtigung im Sommer 2005 zwischen Vertretern des Naturschutzes, der Stadt, des Wasser- und Bodenverbandes und der Unteren Naturschutzbehörde wurde vereinbart, den Durchlass durch eine Sohlgleite zu ersetzen. Das Fachbüro „Naturnahe Wasserwirtschaft“ aus Ahrensbök wurde mit der gewässertechnischen Planung beauftragt. Die ermittelten Kosten von rund 18.000 Euro wurden anteilig vom Kreis Ostholstein mit 9.000 Euro und der Stadt Neustadt durch Eigenleistung des Bauhofes getragen. Der städtische Bauhof hat die vorbereitenden Arbeiten erledigt sowie Lehmboden und 65 Tonnen Feldsteine angefahren. Der Materialeinbau auf einer Länge von 75 Meter erfolgte durch die Fachfirma „Lamp“. Die Maßnahme konnte in diesem Frühjahr umgesetzt werden. Sie zeigt exemplarisch, wie durch die erfolgreiche Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure kurzfristig lebensraum- und landschaftsbildverbessernde Maßnahmen geschaffen werden kann.

Renaturierung der Kremper Au an der Hasselburger Mühle

Die Kremper Au ist ein Fließgewässer von landesweiter Bedeutung für den Natur- und Landschaftsschutz. Es wird jedoch erheblich in seiner Funktion beeinträchtigt durch Staueinrichtungen und Sohlabstürzen im Bereich der Hasselburger Mühle. Deshalb bemühten sich der Wasser- und Bodenverband „Neustädter Binnenwasser“ und der Kreis Ostholstein schon seit Jahren um eine Verbesserung dieser Situation. In der Vergangenheit scheiterten verschiedene Lösungsversuche an verschiedenen Schwierigkeiten. Eine Renaturierung an dieser Stelle ist sehr anspruchsvoll, da das Naturschutzrecht zu beachten ist, schwierige Bodenverhältnisse vorliegen, der Hochwasserschutz und die Funktion eines Mühlenteiches gewährleistet bleiben muss sowie ein Brückenbauwerk in die Planung zu integrieren ist.
Mit Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums, Rudolf Meisterjahn, und des Kreisangelfischerverbandes, Jörg Gauger, konnte schließlich ein Lösungsweg gefunden werden. 2005 wurde das Büro für naturnahen Wasserbau, Wolf-Dieter Klitzing, aus Ahrenbök mit der Planung beauftragt. Die biologische Begleitung erfolgte durch das Büro BBS, Stefan Greuner-Pönicke, aus Kiel. So werden jetzt die vorhandenen Staueinrichtungen und Sohlabstürze auf einer Länge von 160 m entfernt und durch eine Sohlgleite ersetzt. Die Gleite überwindet dabei einen Höhenunterschied von knapp 3 Meter. Der höchste Absturz unter der Brücke ist 1,20 Meter. Solche Hindernisse sind selbst für Forellen nicht zu überwinden. Die Neugestaltung des Gewässerbetts wird die Fließgeschwindigkeit soweit reduzieren, dass der Aufstieg von Fischen, Leitart ist das Neunauge, und Wirbellosen in der Kremper Au wieder möglich wird. Durch die Linienführung wird in den geschützten Quellhang nicht eingegriffen, die Natursteinbrückenwiderlager bleiben erhalten und werden saniert. Die Betonbrücke wird durch eine Holzbrücke ersetzt.
Träger der Maßnahme ist der Wasser- und Bodenverband. Die geplante Bausumme von 140.000 Euro werden zu je 50 Prozent vom Land Schleswig Holstein im Rahmen eines vereinfachten Flurbereinigungsverfahrens und der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Ostholstein aus Ausgleichsgeldern getragen. Bauausführende Firmen sind die Firma Draeger aus Kükels (Sohlgleite), die Firma Koth aus Schieren (Natursteinwiderlager) und die Firma Schwalbe aus Preetz (Holzbrücke). Die Bauarbeiten werden auf vier Wochen veranschlagt.

Naturschutzfachliche Aufwertung der Eichholzniederung bei Heiligenhafen

Die Eichholzniederung gehört zu den wenigen größeren Lagunen der Hohwachter Bucht, welche noch im natürlichen Wasseraustausch mit der Ostsee stehen. Sie bietet daher ideale Lebensbedingungen für die ostseetypischen Küstenlebensräume, wie Salzwiesen und Brackwasserröhrichte. Diese Lebensräume waren gefährdet durch eine intensive landwirtschaftliche Nutzung und der Ausbreitung von Röhrichten. Deshalb hat bereits vor drei Jahren der Kreis Ostholstein der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein Mittel in Höhe von rund 120.000 Euro für den Ankauf von rund 10 Hektar aus Ausgleichsgeldern bereitgestellt.

Mit dem Flächenerwerb konnte ein großflächig angelegtes extensives Beweidungskonzept von der Stiftung umgesetzt werden, um die typischen Salzwiesen und Trockenrasen zu erhalten und zu entwickeln. Zudem wurden Flächen für den Amphibienschutz durch den Verschluss von Drainagen und der Anlage von Blänken eingerichtet. Beide Maßnahmen fördern zudem die Eignung der Flächen für Watvögel.
Landrat Sager besuchte gemeinsam mit Dr. Walter Hemmerling, geschäftsführender Vorstand der Stiftung Naturschutz, die Strandseelandschaft westlich von Heiligenhafen. Beide sahen sich an, wie sich die ehemals landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen in dem Komplex aus Lagune und angrenzenden Salzwiesen entwickelt haben. Besonders der vom Kreis finanzierte Ankauf hat es ermöglicht, dass mit den anderen Stiftungsflächen das von der EU kofinanzierte Projekt Life-Baltcoast zur Sicherung von Küstenlebensräumen im Ostseeraum gestartet werden konnte.

Hintergrund

Zur finanziellen Unterstützung von Naturschutzmaßnahmen kann der Kreis Ostholstein auf die Ausgleichsabgabe und Einnahmen aus der Jagdsteuer zurückgreifen.  Einen bestimmten Betrag und damit eine Ausgleichsabgabe muss derjenige an den Kreis entrichten, der einen Schaden in der Natur verursacht und wenn konkrete Maßnahmen zum Ausgleich nicht sinnvoll oder möglich sind. Diese Abgabe wird dann für Naturschutzprojekte eingesetzt. Aufgrund einer vertraglichen Vereinbarung zwischen dem Kreis und der Kreisjägerschaft fließen 50 Prozent der Einnahmen aus der Jagdsteuer an die Kreisjägerschaft für Biotopmaßnahmen und Ausbildungszwecke zurück.

Kreis fördert Anpflanzung einer Streuobstwiese

Warnsdorf. Der Kreis Ostholstein hat die Anpflanzung von 140 jungen Bäumen alter Obstsorten auf einer Wiese in Warnsdorf als Naturschutzmaßnahme anerkannt und wird sie finanziell unterstützen. Landrat Reinhard Sager zeigte sich heute (19. Juni) bei der Besichtigung beeindruckt: „Die 140 jungen Bäume sind ein toller Anblick. Ich freue mich, dass hier ein außerordentlicher Beitrag für den Naturschutz und das Landschaftsbild von Bürger und Behörde gemeinsam geleistet werden konnte.“
 
Familie Barde als Eigentümerin der Wiese hatte die Idee, auf ihrem etwa zwei Hektar großen Grundstück in Warnsdorf eine Obstwiese anzulegen. Die untere Naturschutzbehörde hat auf Antrag der Bardes für die Anschaffung, Pflanzung und auch die Anfangspflege der Obstgehölze insgesamt 16.501 Euro bewilligt, die aus Ersatzgeldern bezahlt werden.
 
Für die Gemeinde Ratekau ist die Maßnahme auch ein Beitrag zur Umsetzung ihres Landschaftsplanes. Dieser sieht hier eine naturschutzfachliche Aufwertung der landwirtschaftlichen Nutzfläche vor. Die Fläche kann jetzt außerdem von Kindergärten, Schulen oder interessierte Gruppen zum Natur erleben aufgesucht werden. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, wenn Flächeneigentümer hierzu bereit sind“, bedankte sich der Bürgermeister der Gemeinde Ratekau, Thomas Keller, für die Umsetzung.
 
Die Obstwiese ist hervorragend in die Landschaft eingebunden und ergänzt sie. Im Westen grenzen die Ausgleichsflächen des anliegenden Golfplatzes, südlich befindet sich ein Bruchwald mit einem Stillgewässer, ebenso verläuft hier ein Gewässer. Joachim Siebrecht, Leiter des Fachdienstes Naturschutz des Kreises: „Warnsdorf und seine Umgebung wird durch die Maßnahme weiter eingegrünt und belebt. Insgesamt haben solche Obstwiesen zudem eine sehr große Bedeutung als Nahrungs- und Lebensraum insbesondere für Vögel und Insekten.“
 
Die Firma Baumschule „Alte Obstsorten“ lieferte und pflanzte die 140 Hochstämme. Es kam ein ganzer Strauß unterschiedlicher, alter Obstsorten zum Einsatz: neben Äpfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen auch Maronen, Walnüsse, Mispeln und Quitten. Die beeindruckende Vielfalt zeigt sich schon daran, dass allein 85 verschiedene Apfelsorten gepflanzt wurden, darunter so klangvolle Namen, wie Juwel von Kirchwerder, Weigelts Zinszahler und Horneburger Pfannkuchenapfel. Die Fläche darf weder gedüngt noch mit Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmitteln behandelt werden. Ein ortsansässiger Landwirt soll zukünftig die Wiese mähen.

Neuer Amphibienteich im FFH-Gebiet

Lensahn. Der neue Amphibienteich im FFH-Gebiet „Wälder um Güldenstein“ an der Steinbek ist sowohl Pilotprojekt als auch herausragendes Gemeinschaftsobjekt des Naturschutzes. So bezeichnet der Förderverein für Gewässerpflege-, Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen an Fließgewässern die Herstellung des neuen Fließgewässers bei Lensahn. Bedeutend für einen nachhaltig ungestörten Lebensraum von Fauna und Flora sollen davon zukünftig Gras- und Laubfrosch, Erdkröte, Teich- und Kammmolch, Waldeidechse, verschiedene Libellenarten, Fledermäuse und Ringelnatter, aber auch die besonders bedrohten Arten Schwarzstorch und Eisvogel profitieren.
 
Konkret wurde ein 3.500 Quadratmeter großer multifunktionaler Amphibienteich mit einem Raubettgerinne innerhalb eines Verbindungsbiotops zwischen zwei großen Waldflächen des herzoglichen Besitzes angelegt. Bis zum letzten Jahr diente der im Privatbesitz von Wolfgang Hiller liegende Teich noch der intensiven Karpfenzucht. Nach einem Dammbruch aufgrund der extremen Niederschläge im November letzten Jahres führten schließlich Gespräche zwischen Grundeigentümer und dem Förderverein für Gewässerpflege dazu, einen hydraulisch und naturschutzfachlich optimierten Teich herzustellen. Dieses System sorgt nun zukünftig dafür, die Wasserrückhaltung zu verbessern und ein Austrocknen der Gewässersohle und damit den teilweisen Verlust der Fließgewässerfauna zu verhindern. Anliegern am Gewässer der Steinbek und der Johannesbek verbleibt als Synergieeffekt der nun dezentral wirkende Hochwasserschutz in talwärts gelegenen Siedlungen der Ortslage Lensahn.
 
Landrat Reinhard Sager zollte allen Mitwirkenden an dem Projekt in einem heutigen (28. September) Termin vor Ort seinen Respekt: „Es freut mich, dass hier alle Beteiligten so unproblematisch zusammen gearbeitet haben und ein erheblicher Beitrag für den Naturschutz geleistet werden konnte.“ Der Leiter der unteren Naturschutzbehörde des Kreises, Joachim Siebrecht, bedankte sich sowohl beim Förderverein für Gewässerschutz, beim Grundeigentümer, bei der herzoglichen Gutsverwaltung für die logistische Unterstützung, beim Wasser- und Bodenverband und auch bei der ausführenden Firma Lorenzen-Tiefbau aus Klein Schlamin für die zügige Umsetzung.
 
Die Naturschutzmaßnahme mit Gesamtkosten in Höhe von rund 40.000 Euro konnte aus Mitteln für Schutz- und Entwicklungsmaßnahme des Landes Schleswig-Holstein, sogenannte S + E-Mittel in Höhe von 25.000 Euro, und aus Ersatzgeldern des Kreises Ostholstein in Höhe von 15.000 Euro finanziert werden. Träger der Maßnahme ist der Kreis.