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Brand, Sturm, Überschwemmung und Stromausfall -  Katastrophenabwehrstab übt erfolgreich komplizierte Gefahrenlage

Eutin/Lensahn. Manchmal kommen mehrere Gefahrenlagen zusammen oder bedingen sich sogar. Auch auf solche Situationen muss sich der Katastrophenschutz einstellen. Wie man in solchen Fällen am besten vorgeht und nicht den Überblick über die vielfältigen Gefahrenpunkte verliert, übte der Katstrophenabwehrstab des Kreises Ostholstein unter Leitung von Marina Tiedemann-Behnk; zuständige Fachdienstleiterin Sicherheit und Ordnung, im Zeitraum vom 14. bis 16.11.2022 in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Lensahn.

Ziel war es zum einen, eine Reihe von neuen Mitgliedern aus der Kreisverwaltung und den vielen beteiligten Organisationen in den Katstrophenabwehrstab zu integrieren und mit ihren Aufgaben vertraut zu machen und mit ihnen das gedachte Übungsszenario durchzuspielen, um die Zusammenarbeit und Abstimmung mit allen zu fördern und zu trainieren.

Zu den  über 30 Mitgliedern des Führungsstabs gehörten verschiedene Fachberater und Verbindungskräfte der Bundespolizei, der Landespolizei, des Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr, des THW, des DRK und der Johanniter Unfallhilfe, der Psychosozialen Notfallversorgung sowie verschiedener Bereiche der Freiwilligen Feuerwehren im Kreis OH, die wichtige Funktionen im Hinblick auf den Einsatz der Einsatzkräfte wahrnahmen.

„Gerade im letzten Jahr hat es einen starken Umbruch im Führungsstab gegeben, viele Mitglieder sind beim Kreis und den beteiligten Organisationen ausgeschieden, neue sind hinzugestoßen. Wir sind nun wieder in der Lage, verschiedene Positionen mehrfach zu besetzen, was für einen längeren Einsatz über mehrere Tage immens wichtig ist. Die „Neulinge“ sollten bei der Übung ebenfalls ihre Positionen und Aufgaben unter Anleitung der „alten Hasen“ kennenlernen“, erläutert Tiedemann-Behnk.

Die Übung wurde tatkräftig und fachkundig vorbereitet, unterstützt und begleitet von der Landesfeuerwehrschule unter der Leitung von Ralph Nöske, der mit seinem Übungsleiterstab für diese drei Tage extra aus Harrislee angereist war. Neben Mitarbeitern der LFS waren auch erfahrene Angehörige von Feuerwehren, THW, PSNV, Polizei und anderen Organisationen eingebunden, die schon zahlreiche Übungen begleitet haben.

So standen den Übenden insgesamt 14 Personen aus ganz Schleswig-Holstein in der Übungsleitung zu Verfügung, die als Ansprechpartner, Problemsteller und Beurteiler gleichzeitig fungierten und dabei von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Katastrophenschutzbehörde des Kreises tatkräftig bei der Organisation und Fragstellung zu Übungsplanung unterstützt wurden.

Landrat Reinhard Sager begrüßte am Montagmorgen alle Anwesenden zu Beginn der Übung ließ sich in die Stabsarbeit und das Ausgangsszenario einführen. „Ich bedanke mich sehr herzlich bei Ihnen allen zum einen für die Bereitschaft, diese wichtige und unverzichtbare Aufgabe im Katastrophenführungsstab wahrzunehmen, zum anderen dafür, dass Sie auch heute und an den nächsten beiden Tagen uns Ihre Zeit zur Verfügung stellen, um eine gedachte Katastrophenlage zu üben. Wir müssen solche Übungen immer wieder üben, um für zukünftige mögliche Gefahrenlagen gut gewappnet zu sein. Gerade in der aktuellen Krisensituation müssen wir mit immer mehr schwierigen Lagen auch in Ostholstein rechnen. Ich wünsche Ihnen heute und in den kommenden Tagen viel Erfolg bei der Bewältigung dieser zum Glück nur angenommenen Gefahrensituationen!“ gab Sager dann den Startschuss zur Übung.

Und dann ging es los! Die Fallkonstellation war den Übungsteilnehmenden vorher nicht bekannt, aber einem möglichen realen Katstrophenfall täuschend echt nachempfunden. Ausgangssituation war zu Beginn eine Sturmwetterlage, die zu erheblichen Schäden und mehreren schweren Unfällen an verschiedenen Stellen im Kreisgebiet führte, durch die viele örtliche Feuerwehren bereits im Einsatz waren. Der Brand eines Recyclinghofes führte darüber hinaus zu einer erheblichen zusätzlichen Bindung von Feuerwehr- und THW-Kräften. Als dann noch ein Stromausfall in großen Teilen des nördlichen Kreisgebietes hinzukam, sah sich der Führungsstab gezwungen den Katastrophenalarm auszulösen, um Einsatzkräfte auch über die Kreisgrenzen hinaus anfordern zu können. Jetzt galt es, möglichst schnell frische, geeignete Einsatzkräfte an die verschiedenen Einsatzschwerpunkte heranzuziehen, um vom Stromausfall betroffene Bereiche und kritische Infrastrukturen, von Krankenhäusern, Heimen bis zu Pumpwerken, , ohne die Überschwemmungen befürchtete werden müssten, zu unterstützen, und das alles neben der bereits erforderlich übrigen Sicherstellung des Schutzes und der Versorgung der Bevölkerung.

Nach den harten und anstrengenden Trainingstagen zeigten sich alle Beteiligten hochzufrieden mit dem Verlauf der Übung und dem Ergebnis der ergriffenen fiktiven Maßnahmen und konnten abschließend sehr viel für die weitere Arbeit im Katastrophenabwehrstab mitnehmen.

„Wir konnten eindrucksvoll feststellen, wie herausfordernd gerade die Vielfalt von Gefahrenlagen sein kann und haben sehr gute Erfahrungen machen können. Besonders wichtig ist in solchen Einsätzen eine gute Abstimmung und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Beteiligten auch über das Kreisgebiet hinaus.“ ergänzt Dennis Puls, für den die Einsatzleitung im Führungsstab bei dieser Übung ebenfalls eine Premiere war.

Abschließend freute sich zuständige Fachdienstleiterin Sicherheit und Ordnung, Marina Tiedemann-Behnk, dass die Übung trotz der vielen neuen Gesichter gut geklappt hat. „Mein Dank gilt allen Beteiligten für ihren beständigen und unermüdlichen Einsatz und ihr Engagement, das in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich ist. Ihre Leistung wiegt umso mehr, da sie zu einem nicht unerheblichen Teil ehrenamtlich und außerhalb der normalen Arbeit erbracht wird. Für einen solchen freiwilligen Einsatz besteht leider in der Gesellschaft viel zu wenig Bereitschaft. Alle Beteiligten haben in diesen Tagen unter diesem schweren Szenario sehr gut zusammengearbeitet und sind zu einem guten Team geworden.“

Die während der Übung gemachten Erfahrungen fließen nun ein in die Überlegungen und Planungen der nächsten Tage, Wochen und Monate, um im realen Einsatz gut gerüstet zu sein. So wird zurzeit auch für den Führungsstab eine Stabssoftware eingeführt und dann laufend geschult werden. Aber auch die ständige und regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der Katastrophenschutzplanungen ist eine Aufgabe, die viel Zeit und Personalressourcen erfordere.

Alle waren sich darüber hinaus einig, dass solche Übungen regelmäßig wiederholt werden sollten, um den Führungsstab als zentrale Steuerungseinheit  des Katastrophenschutzes auch weiterhin modern aus- und fortzubilden und gewonnene Erkenntnisse in die tägliche Arbeit einfließen lassen zu können. Eine nächste Übung ist bereits terminiert und die Planungen sind unmittelbar nach Abschluss dieser Übung begonnen worden.

„Gerade die Gefahr eines flächendeckenden Stromausfalls, also eines Blackouts, ist aktuell gestiegen! Umso wichtiger ist es, dass sich auch unsere Einwohner:innen auf diese Situation einstellen und vorbereiten“ zieht Dr. Uwe Jürgens, neuer Fachbereichsleiter des Fachbereichs Sicherheit und Gesundheit ein abschließendes Fazit und mahnt: „Die Möglichkeiten der Kommunen und der Hilfsorganisationen sowohl hinsichtlich der verfügbaren Einsatzkräfte als auch hinsichtlich der vorhandenen technischen Ausstattung sind begrenzt, so dass nicht alle Einrichtungen oder Personen unterstützt werden können, sei es durch Stromgeneratoren, Netzersatzanlagen oder andere Hilfsmaßnahmen. Bitte informieren Sie sich daher dringend und zeitnah auf den Webseiten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK, www.bbk.bund.de), des Landes (www.schleswig-holstein.de/katastrophenschutz), unseres Kreises (www.kreis-oh.de/katastrophenschutz) sowie auf denen Ihrer eigenen Gemeinde bzw. Stadt. Dort finden Sie eine Reihe von Informationen, Hinweisen und Links, wie man sich auf ein solchen Gefahren- oder Katastrophenszenario rechtzeitig selbst vorbereiten kann und wie man sich im Falle des Eintritts dieses Gefahrenfalles verhalten soll.“

„Wir haben auch schon Gespräche mit den kreisangehörigen Kommunen geführt, um zu erfahren, wie diese sich und ihre Einwohner:innen auf eine solche Lage vorbereiten und was sie ihnen empfehlen“, ergänzt Landrat Sager. „Denn vieles kann nur vor Ort geregelt und umgesetzt werden. Die Bürger sind außerdem auch und zuerst zur Selbst- und Nachbarschaftshilfe aufgefordert. Daher ist es für alle wichtig, sich gut zu informieren, wie man sich vorbereiten kann und was man im Ernstfall tun soll. Nutzen Sie daher die Informationen, die Ihnen regional und überregional angeboten werden und bereiten Sie sich vor. Bevorraten Sie sich zum Beispiel mit allem Notwendigen für einen Stromausfall!“

Info:

Der Katastrophenabwehrstab ist die Führungseinheit des Kreises. Ihr obliegt im Katastrophenfall die zentrale Leitung in der Katstrophenabwehr. Der Stab ist in verschiedene Sachgebiete unterteilt (S1 Personal/Innerer Dienst, S2 Lage, S3 Einsatz (Brandschutz, Gefahrgut, Sanitätswesen/Betreuung, Schwere Bergung), S4 Versorgung, S5 Presse- und Medienarbeit, S6 Informations- und Kommunikationswesen).

Neben den Mitarbeiter:innen aus der Kreisverwaltung arbeiten zahlreiche Einsatzkräfte von der Feuerwehr, dem THW, den Hilfsorganisationen DRK, ASB, JUH sowie der Polizei, Bundespolizei und Bundeswehr aus dem gesamten Kreisgebiet teils haupt-, vielfach aber ehrenamtlich im Katastrophenabwehrstab.

Für viele verschiedene Gefahrenlagen werden von der Kreisverwaltung für den Führungsstab und alle Einsatzkräfte der übrigen Organisationen zentral für den Kreis Ostholstein verschiedene Katastrophenschutzpläne ausgearbeitet, die regelmäßig geübt werden, damit der Stab im Ernstfall dann vorbereitet und voll einsatzfähig ist.

Zu solchen Szenarien gehören z.B. neben dem Fall in diesem Jahr auch Waldbrandgefahren, Überschwemmungskatastrophen, extreme Wintereinbrüche, Stromausfälle und mehr, mit denen man zukünftig verstärkt rechnen muss.

Autor: Der Pressesprecher, 08.12.2022 
Quelle: Kreis Ostholstein