Weichen stellen für attraktive Zugverbindungen durch den Fehmarnbelt-Tunnel
Fehmarnbelt-Komitee verabschiedet Positionspapier für einen attraktiven grenzüberschreitenden Schienenpersonennahverkehr in der Region
Eutin. Die Fehmarnbelt-Region soll eine lebendige, grenzüberschreitende Gemeinschaft werden, in der Menschen unkompliziert und barrierefrei miteinander verbunden sind. „Die neue Fehmarnbeltquerung zeigt die enge Zusammenarbeit zwischen Dänemark und Deutschland. Jetzt ist der richtige Moment, um die Grundlagen für eine nachhaltige Zukunft zu legen – für die gesamte Fehmarnbelt-Region“, betont Bürgermeister Holger Schou Rasmussen, der gemeinsam mit Landrat Timo Gaarz den Vorsitz des Fehmarnbelt-Komitees innehat.
Landrat Timo Gaarz erklärt zu der Initiative des Komitees: „Nur mit klaren politischen Zusagen, finanziellen Mitteln und einer zügigen Organisation kann die Region von der neuen Infrastruktur profitieren. Wir möchten mit diesem Positionspapier an das Land Schleswig-Holstein und den Staat Dänemark appellieren, den grenzüberschreitenden Nahverkehr auf der Schiene stärker in den Fokus zu rücken. Die notwendigen Maßnahmen müssen schnell ergriffen werden, damit mit Fertigstellung des Fehmarnbelt-Tunnels nicht nur der Fernverkehr funktioniert, sondern auch eine attraktive Nahverkehrsverbindung für die Bürgerinnen und Bürger in unserer Region zur Verfügung steht“.
Die Hansestadt Lübeck, Mitglied im Fehmarnbelt-Komitee, unterstützt die Initiative ausdrücklich: „Im Jahr 2008 haben durch Staatsvertrag Deutschland und Dänemark den Bau eines Fehmarnbelt-Tunnels vereinbart. Im Jahr 2021 begannen die Bauarbeiten 2029 soll der Tunnel eröffnet. Es ist deshalb höchste Zeit, dass auch ein Schienenpersonennahverkehr mit klaren Regelungen durch den Fehmarnbelt-Tunnel mitgedacht wird.- Aus diesem Grund unterstützt die Hansestadt Lübeck ausdrücklich das Positionspapier des Fehmarnbelt-Komitees. Der Bevölkerung sollen durch den Fehmarnbelt-Tunnel Querung Barrieren genommen und das Zusammenwachsen einer gemeinsamen Region gefördert werden. Nur wenn die Menschen der Region zusammenkommen und mobil sind, wächst auch eine Region zusammen.“, sagt Bürgermeister Jan Lindenau.
Auf dänischer und deutscher Seite sind die Zuständigkeiten für den lokalen und regionalen Schienenpersonennahverkehr unterschiedlich geregelt. Beiden Seiten gemeinsam ist jedoch, dass die kommunale Ebene keine oder nur geringe Zuständigkeit hat und somit auf Unterstützung der deutschen Landes- beziehungsweise der dänischen Staatsebene angewiesen sind. Dies betrifft insbesondere finanzielle, aber auch organisatorische Aspekte.
Die Kernforderungen des Positionspapiers
- Stundentakt
Um ausreichend attraktiv für das Pendeln zu sein, ist mindestens ein Stundentakt des Schienenpersonennahverkehrs zwischen Lübeck und Nykøbing/Falster mit Zwischenhaltepunkten erforderlich.
- Unkompliziertes Fahrkartensystem
Gefordert wird ein System mit Brückenkopftarifen, bei denen die Ticketgültigkeit jeweils bis in das Nachbarland reicht, also bis Lübeck beziehungsweise bis Nykøbing/Falster. Dies soll für alle Ticketoptionen vom Einzelfahrschein über Mehrfahrtenkarten bis zu Abonnements (einschließlich Deutschland-Ticket) gelten.
- Bezahlbare Ticketpreise
Die Ticketpreise müssen im normalen Preisrahmen ohne etwaige Tunnelaufschläge liegen, um keine neuen Barrieren aufzubauen.
Ein grenzüberschreitender Schienenpersonennahverkehr soll dazu beitragen, die engere Fehmarnbelt-Region zu einer dynamischen Grenzregion zu entwickeln, in der die Menschen über die Grenze hinweg leben, sich bilden, arbeiten und Gemeinsamkeit erleben können.
Lübeck und Ostholstein dürfen nicht auf der Strecke bleiben
Die neue Infrastruktur zwischen Hamburg und Kopenhagen/Malmö wird den Schienenpersonenfernverkehr entscheidend beschleunigen. Die Partnerinnen und Partnern im Fehmarnbelt-Komitee befürchten jedoch, dass zu geringes Augenmerk auf den lokalen beziehungsweise regionalen Schienenpersonennahverkehr zwischen Lübeck/Ostholstein und Lolland/Nykøbing/Falster gelegt wird.
Nur noch viereinhalb Jahre vor der geplanten Eröffnung des Fehmarnbelt-Tunnels und der Schienentrasse, gibt es noch keine verlässliche Planung für den grenzüberschreitenden Schienenpersonennahverkehr. Angesichts der langen Vorlaufzeiten beispielsweise für die Beschaffung von geeigneten Zügen, die den (sicherheits-) technischen Anforderungen genügen und sowohl durch den Fehmarnbelt-Tunnel fahren können als auch beide Stromsysteme nutzen können, und für die Akquise von Bahnpersonal wird dies im Fehmarnbelt-Komitee kritisch gesehen.
Deutsch-dänische Facharbeitsgruppe eingerichtet
Es hat sich bereits eine dänisch-deutsche Facharbeitsgruppe zum grenzüberschreitenden Schienenpersonennahverkehr formiert, in der die Aufgabenträgerinnen und -träger sowie verschiedene Gebietskörperschaften vertreten sind. Diese Arbeitsgruppe hat sich mit der zukünftigen Nutzbarkeit der Schieneninfrastruktur befasst und technisch und organisatorisch machbare Szenarien entwickelt. Das Fehmarnbelt-Komitee fordert mit seinem Positionspapier, dass die Arbeit dieser Facharbeitsgruppe fortan intensiviert und konkretisiert werden soll. Hierfür bedarf es eines klaren Arbeitsauftrags auf der Basis politischer Entscheidungen des dänischen Staates und des Landes Schleswig-Holstein.
Hintergrund: Das Fehmarnbelt-Komitee
Das Fehmarnbelt-Komitee setzt sich für das weitere Zusammenwachsen in der Fehmarnbelt-Region ein. „Zusammenwachsen“ bedeutet, dass sich die Menschen über die Grenze hinweg möglichst barrierefrei begegnen können – und zwar in allen Lebensbereichen wie Bildung, Ausbildung, Wirtschaft, Freizeit und Kultur. Nur so kann sich tatsächlich ein gemeinsamer Arbeitsmarkt und Wirtschaftsraum entwickeln. Eine wesentliche Voraussetzung für diese Zukunftschance ist ein attraktiver grenzüberschreitender Öffentlicher Personennahverkehr.
Das Fehmarnbelt-Komitee wurde im Januar 2009 gegründet und ist ein deutsch-dänisches Kooperationsgremium für grenzüberschreitende Angelegenheiten in der Fehmarnbelt-Region. Ziel des Komitees ist es, die Entwicklung der Fehmarnbelt-Region zu einer gut integrierten und wettbewerbsfähigen Region aktiv zu unterstützen und mitzugestalten.
Im Komitee sind insgesamt 29 Gebietskörperschaften, Verbände und Organisationen vertreten – 14 von dänischer und 15 von deutscher Seite. Der Bürgermeister der Kommune Lolland, Holger Schou Rasmussen, und der Landrat des Kreises Ostholstein, Timo Gaarz, teilen sich den Vorsitz.
Das Advisory Board ist die politische Stimme des Komitees. Es setzt sich zusammen aus Landräten, deutschen und dänischen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie der Vorsitzenden des Regionsrates der Region Sjælland.
Darüber hinaus gehören Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschafts- und Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften, Bildungseinrichtungen, aus dem Tourismus sowie aus den Bereichen Kultur und Naturschutz zum erweiterten Fehmarnbelt-Komitee
Weitere Infos zum Fehmarnbelt-Komitee sowie das vollständige Positionspapier stehen auf der Homepage www.fbkom.info zur Verfügung.